Es war Silvester '93/94, als ich entgegen meines eigentlichen Wunsches an einer großen Feier teilnahm. Es regnete und um Mitternacht versammelten sich alle Gäste dicht gedrängt unter einem kleinen Vordach. Ich fand es spannend.

Bis ich plötzlich wie in Zeitlupe sah, wie der Mann vor mir seine Hand hob, um einen Böller wegzuwerfen (Durchmesser 5-Mark-Stück, Länge ca. 12cm). Dann gab es einen Blitz, direkt vor meinem linken Auge. Es war, als würde die Welt in mir zusammenklappen. Ich fiel in mich zusammen und hielt mir die Ohren zu. Alles war weit weg und doch viel zu laut...

Man schleppte mich in das Restaurant, auf die Toilette, aber jedes Geräusch hallte fürchterlich. Stimmen hörte ich wie durch einen Nebel. Ich konnte nicht die Hände von den Ohren nehmen!

Für mich war die Feier vorbei, ich ging heim. Ich hörte kleinste Geräusche total laut, ich hatte Angst. Deshalb machte ich den Fernseher an. Reichte sonst Stufe 12 für normale Lautstärke, musste ich jetzt den Fernseher unsagbar laut machen. Auf dem linken Ohr hörte ich ab Stufe 25 etwas, auf dem rechten auf der Maximalstufe von 50 noch nicht richtig.

Ich wusste in dem Moment: Mein Beruf (Lehrerin für untere Klassen) wird so nicht ausführbar sein.

Am nächsten Tag ging ich zum Notdienst. Ein Gynäkologe hatte Dienst und gab mir Tabletten für eine bessere Durchblutung im Kopf. Ich sollte am 2. Januar unbedingt einen Ohrenarzt aufsuchen.
Meine Eltern hatten kein Verständnis, dass mir einfach alles zu laut war. Wir stritten uns und ich weinte.

Endlich war der 2. Januar. Der Ohrenarzt hatte an dem Tag eine Konferenz... alle Ohrenärzte der Stadt. Ich sollte am nächsten Tag wiederkommen.

Da bekam ich dann endlich Infusionen. 14 Tage lang, jeweils einen Beutel. Am Wochenende wieder diese Tabletten.

Alles zu spät, zu wenig. Die Haarzellen im Innenohr sind irreparabel geschädigt worden. Einiges hat sich wieder regeneriert, ich kann wieder ganz gut hören (so dass es nicht auffällt), aber auf dem rechten Ohr kann ich einfach kein S oder F hören. In lauter Umgebung höre ich bei ZWEI ein EI - das könnte auch DREI heißen. Niemand hat sich darauf verlegt, extra für mich ZWO zu sagen...

Ich habe einen ständigen Tinnitus, manchmal lauter, manchmal leiser, aber er ist immer da. Jemand lässt quietschend Luft aus einem Luftballon.

Und ich bin sehr lärmempfindlich geblieben. Konzerte, Diskos, Martinshörner, Zugbremsen, scheppernde LKWs... eine einzige Qual. Nun gut, die Konzerte lasse ich mir nicht nehmen, da tun es Ohropax. Den Rest versuche ich zu vermeiden oder ich halte mir eben die Ohren zu. Wie oft bin ich schon als Weichei angesehen worden. Ist doch nur ein Martinshorn...

Leute, rettet eure Ohren!!! Setzt euer Gehör nicht einfach auf's Spiel, schützt es bei Konzerten, in Diskos, auf der Arbeit und wo es noch so laut ist! Es gibt super Ohrstöpsel für alle möglichen Gelegenheiten (sogar für Zahnärzte!), schaut euch den Link an! Klick hier! Am besten ist, ihr ignoriert die Linkleiste und klickt im Hauptfenster auf "Was für wen?" Ihr werdet staunen, wer alles gefährdet ist!

Wenn ich damit mein Gehör wiederbekommen würde, so wie es früher war, dann würde ich den Rest meines Lebens mit den bunten Stöpseln im Ohr rumrennen!